
Nachdem Rosa ihren Besuch zweimal angekündigt und wieder abgesagt hat, hätte Joshua nicht geglaubt, dass sie diesmal tatsächlich vor seiner Tür stehen würde. ,,Mit Andreas ist endgültig Schluss.‘‘, verrät sie Joshua. Sie legt sich auf sein Bett und lässt die Beine schaukeln. Die Null-Uhr-Acht-Straßenbahn, die sie eigentlich nehmen wollte, verpasst sie. ,,In einer Viertelstunde fährt noch eine, dann aber wirklich die allerletzte.‘‘ Das versetzt Joshua den nötigen Schubser: er beugt sich vor und küsst sie.
,,Es ist kompliziert.“, erklärt sie ihm… / WEITERLESEN
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Faszinierende Geschichte mit starken Charakterisierungen, die zeigt, wie schwierig Liebe und Beziehungen sein können.
Falls Andreas und Karin tatsächlich in echt existieren sollten und sich, genauso wie beschrieben, unreflektiert, unsicher und manipulativ verhalten, wird auch klar, warum mit der Geschichte so hart ins Gericht gezogen wird: Es werden unangenehme Wahrheiten aufgedeckt.
Dennoch, als eine Studentin in derselben Stadt wie der Autor, die im selben Uni-Gebäude ein und aus geht, kann ich keinerlei Rückschlüsse auf die erwähnten Personen ziehen – man müsste sie wohl wirklich persönlich kennen.
Die Geschichte fokussiert mehr auf Charakterisierungen als auf einen klaren Plot – was ihr gutes Recht ist. Dementsprechend verschwimmt der Ablauf der Ereignisse – dies kann jedoch als eine Repräsentation von Joshuas Gemütszustand interpretiert werden, was den Effekt dieser vertrakten Liebesgeschichte verstärkt.
Klar wird, wie Joshua unter der Quasi-Beziehung zu Karin leidet. Ebenso wird klar, dass Karin und Andreas eine sehr komplizierte On-Off-Beziehung mit viel Drama führen.
Joshua kann man in der Geschichte einzig vorwerfen, dass er ein verliebter Narr ist, der trotz ambivalenten Zeichen immer noch Hoffnung schöpft. Ansonsten liegen die Sympathien auf seiner Seite, die Leser*innen leiden mit ihm.
Interessant wäre eine zweite Version der Geschichte, in der mehr auf die Emotionen von Karin und Andreas eingegangen wird; denn auch wenn ihre Charakterzüge beschrieben werden, bleibt ihr Innenleben dem Leser grösstenteils verschlossen (wie wohl auch Joshua).
Alles in allem: eine lesenwerte Geschichte, bei der Schwierigkeiten in der Liebe auf überzeugende Art dargelegt werden sowie auch deren Unfairness.
Da es sich scheinbar um eine wahre Geschichte handelt und Joshua allem Anschein nach der Autor ist, würde mich interessieren, ob alles zu 100% so vorgefallen ist, oder ob die Geschichte auch viel fiktives beinhaltet? Die Tiefe der Details wie z.B., was Karin so geschrieben hat, wird sehr so rübergebracht, dass man sich mittendrinn fühlt und Joshua im Handeln beginnt zu verstehen. Das kann man glaube ich nur so wiedergeben, wenn das Geschriebene wirklich erlebt wurde. Wurde Joshua wirklich von Karin bis und mit Juni in dieser Orientierungslosigkeit gehalten? Pändelnt zwischen regelmässigen Übernachtungen und Funkstille? Zwischen dem Gefühl, gewollt zu werden (was sich scheinbar nur als Phrase von Karin entpuppte, welche in der Zeit der Trennung rebound-mässig eine starke Schulter und Sex bei Joshua abholte) und dem Gefühl, nie was bedeutet zu haben (wegen den plötzlichen Switches aus Ablehnung und Anmache)?. Ich sehe nicht ganz, was erreicht werden wollte. Wurde denn vielleicht trotzdem nicht genau kommuniziert, dass es nie was Ernstes hätte werden sollen? Und warum hat Joshua nicht losgelassen, im Wissen, dass er verliebt ist und es nichts Ernstes werden kann. Es klingt ein bisschen so, als ob Joshua trotz klaren Ansagen, trotzdem immer wieder angefangen hat mehr zu erhoffen. Wie kam das? Hat Karin trotz der Botschaft, dass es nichts Festes werden wird, andere Signale gesendet? Das Verhalten von ihr, wenn es denn so war, wäre dann ja wiedersprüchlich. Warum wird sie eifersüchtig, benutzt Wörter wie „verliebt“ und konfrontiert Joshua, wenn der sich zurückzieht oder nicht nach ihrer Pfeife tanzt? Nur um ihn soweit wieder ins Boot zu holen, dass sie sicher sein kann, dass sie seine Aufmerksamkeit geniesst aber ihn sicher keinen Schritt weiter mehr an sich ranlässt? Hatte sie nun echtes Interesse oder nicht?
Ich bin, anders als die anderen, ein Aussenstehender und kenne die Protagonisten nicht oder nur beiläufig, welche für diese Geschichte scheinbar als Inspiration gedient haben. Mich interessiert, wie es wirklich war, um die Gefühle und die Geschichte zu verstehen. Sind die zitierten SMS von Karin z.B. 1:1 aus dem Realen übernommen worden? Die Anreihung der Emojis, die längste WhatsApp-Nachricht etc.?
Ich scheine damit wohl alleine zu stehen, aber mir tut Joshua leid, was ihm widerfahren ist (liegt aber sicher daran, weil ich die involvierten Personen nicht wirklich kenne). Mich interessiert, was an „Material“ da war, für die Geschichte zu schreiben? Da es wie gesagt sehr ins Detail geht.
Liebe Leserinnen & Leser,
Meine Geschichte erweckt die Empörung so mancher. Dabei ist es nicht der Inhalt per se, der kritisiert wird, sondern der Akt der Veröffentlichung.
Dass es Personen gibt, die sich von diesem Text gestört fühlen, war mir bewusst, während ich ihn schrieb. So ist das bei Kunst. Wenn Kunst niemandem mehr wehtun dürfte, wenn keine Provokation mehr erlaubt wäre, wenn alles im Rahmen einer eng gefassten Moral bleiben müsste, dann wäre die Kunst tot. Dann könnte der Schreiberling, der Künstler einpacken. Dann würde es keine Sau mehr interessieren.
Dieser Text hat Viele (nicht Säue!) interessiert. Was die Aufrufe dieser Geschichte betrifft, so haben die ,,Fallbeispiele“ den Rekord bei Weitem gebrochen. Genau das muss eine gute Geschichte leisten: Sie darf, sie soll sogar polarisieren. Kunst darf alles, nur nicht langweilig sein.
Joshua ist nicht der erste Autor, der beim Schreiben aus seinem Fundus an eigenen Erfahrungen schöpft. Bei der Besprechung auf dieser Ebene stehen-, am Konkreten kleben zu bleiben, halte ich für provinzielles Kleinstadtgeplänkel und wenig fruchtbar.
Vielmehr ging es Joshua darum, ein Phänomen zu beschreiben, das zwar reale Wurzeln hat, aber darüber hinaus Gültigkeit besitzt. Es ging ihm darum, gewisse Mechanismen und Dynamiken und Persönlichkeits-,,Typen“ zu beschreiben, die der ein oder andere möglicherweise aus dem eigenen Leben wiedererkennt. Dass es ,,die Wahrheit“ nicht gibt und immer eine subjektive Sicht bleiben wird, ist unbestreitbar. Der Job des Autors ist es jedoch, sich zumindest einer idealen Wahrheit anzunähern. Er darf sich selbst dabei nicht schonen. Ob Joshua das gelungen ist oder nicht, muss jeder Leser, jede Leserin selbst entscheiden.
Man kann es – nicht nur als Autor – nie allen recht machen. Und es wird immer wieder Dinge geben, die unbequem und unangenehm sind. Das muss man aushalten. So ist das Leben.
Lieben Gruß
Johannes
Lieber Johannes,
eine ähnliche Geschichte ist mir damals in meiner Jugend passiert, war für mich sehr belastend. Nur verständlich, dass du ein Medium suchst um deiner Wut Raum zu machen und deinen Frust zu verarbeiten?
Einige Kritiker werfen dir Pietätlosigkeit zu, doch ist respektloses Verhalten und verletzen der Gefühle eines anderen doch nicht genau die Qualität die dir vorgeworfen wird? Wenn man sich selbst rücksichtslos verhält, muss man doch damit rechnen, Konsequenzen für sein Verhalten zu ernten. Nun ja, vielleicht bin ich da auch zu altmodisch zu meinen Kindern sage ich immer: So wie es in den Wald schreit, so hallt es heraus.
Vielleicht wäre es in der Tat höflicher gewesen, die Identität der Personen etwas mehr zu verschleiern, falls dies wirklich so vorgefallen ist. Nun gut, da bin ich aber in der Tat kein Experte und ob man dem unhöflichen höflich sein muss? Nun ja , ich wiederhole mich.
Grüsse,
Kunibert